Wollen Sie weiter viel Geld verbrennen, weil Teamkonflikte nicht geklärt werden?
Die Ausgangslage: Drei knallharte Fakten vorweg…
1. Ungelöste Teamkonflikte kosten Unternehmen Jahr für Jahr 50 Milliarden Euro, so eine vorsichtige Schätzung des Instituts für deutsche Wirtschaft.
2. Mehr als 50 Prozent aller Kündigungen durch Mitarbeiter selbst beruhen auf ungelösten Teamkonflikten. Anders gesagt: Schlechte Führung und Team-konflikte erkannt, davongerannt. Vor allem die Mitarbeitenden der Generation Z verlassen schneller das Unternehmen, wenn die Arbeitsatmosphäre nicht mehr stimmt.
3. 15 Prozent der täglichen Arbeitszeit in deutschen Unternehmen werden durch Konflikte gebunden, wie eine aktuelle Studie des österreichischen Hernstein-Instituts für Führungskräfte aufzeigt.
Lässt man diese drei Fakten auf sich wirken, so dürfte unmissverständlich klar werden: Teams im heutigen Spannungsfeld einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt erfolgreich zu führen, heißt in erster Linie, die Leistungsfähigkeit aller Teammitglieder zu stärken. Und das heißt vor allem, potenzielle Generationen-konflikte innerhalb des Teams schnell zu erkennen und angemessene Schritte einzuleiten.
Deshalb drängt sich für viele Unternehmen immer mehr die Frage auf, wie man Generationen im Zeitalter von New Work so zusammenführt, dass sich der Altersmix der unterschiedlichen Generationen wie Generation Z und Babyboomer gewinnbringend für alle auszahlen kann.
Wie könnte nun eine tragfähige Lösung aussehen?
Als systemischer Coach und Organisationsentwickler sehe ich vor allem zwei Wirkhebel, die das volle Potenzial aller Teamplayer zu Tage fördern.
Erstens: Zuerst sollten alle relevanten Themen auf den Tisch. Aus der Konflikt-forschung wissen wir ja längst, dass die Teamatmosphäre nur dann stimmt und Lust auf Leistung weckt, wenn alle relevanten Störfaktoren, also in erster Linie die Ärgernisse, die die meiste Energie und Tatkraft rauben, respektvoll und wert-schätzend angesprochen werden. In den meisten Fällen handelt es sich nämlich um sogenannte Wertekonflikte, die, wenn sie nicht rechtzeitig und angemessen geklärt werden, unterschwellig zu einem toxischen Teamgift mutieren und eine verhängnisvolle emotionale Abwärtsspirale auslösen. Der Klassiker unter den generationenübergreifenden Wertekonflikten ist sicherlich der, der fehlenden Wertschätzung und Anerkennung. Da werfen die Babyboomer der Generation Z vor, dass diese eher an ihrer Work-Life-Balance interessiert wären, als an ihrer Leistungsbereitschaft. Und die Gegenklage lautet dann oft, dass die Älteren kein wirkliches Interesse daran hätten, sich auch neuen Denkweisen, vor allem mit Blick auf die neuen technischen Möglichkeiten, zu öffnen. Kurzum: je größer die Altersunterschiede im Team, desto unterschiedlicher die jeweiligen Werte. Mit den eigenen Werten sind jedoch auch die wichtigsten handlungsleitenden Bedürfnisse gekoppelt. So hat die Generation Z sicherlich eher einen Drang nach mehr persönlicher Selbstentfaltung und Selbstwirksamkeit. Deshalb wäre es gerade für die jüngeren im Team wichtig, einen klaren Arbeitsrahmen vorzu-finden, der sowohl die Teamziele als auch den persönlichen Weiterentwicklungs-pfad aufzeigt. Zu dieser gewünschten Transparenz gehört ein regelmäßiges Feedback, konkrete Weiterbildungsmöglichkeiten oder aber auch ein Coach, der flankierend dazu weitere Wachstumsfelder erschließbar macht.
Werden diese fundamental wichtigen Ausgangsüberlegungen aber nicht gemeinsam im Team besprochen, knallt es über kurz oder lang im Team. Oder es findet gar keine echte Kommunikation und Zusammenarbeit im Team statt, weil der andere „so komisch tickt“ und man sich eher aus dem Weg geht oder nur Dienst nach Vorschrift macht.
Zweitens: Eine entscheidende Rolle fällt bei allen Fragen rund um die Teamzu-sammenarbeit der Führung zu. Quietscht es hier ordentlich im Gebälk, weil noch eine „Old-school“-Führungsdenke vorherrscht im Sinne von „Ober sticht Unter“, wackelt der Teamerfolg gewaltig. Also als Chef Anweisungen zu geben und zu erwarten, dass diese auch ohne zu mucken erfüllt werden, passt einfach nicht mehr in die heutige Arbeitswelt, die geprägt ist durch Diversität und Transparenz. Ein Führungsstil, der wie ein imaginärer Rasenmäher über die Köpfe der Team-mitglieder hinweg galoppiert, wird Widerstände im Team hervorrufen und eine ungesunde Teamkultur generieren. Denn: Führung mündet heute sehr schnell in Beziehungsarbeit, eine einfache BWL-Denke reicht da bei Weitem nicht mehr aus, um vor allem jüngere Teammitglieder gedanklich mitzunehmen und deren Leistungspotenzial voll zu nutzen. Gefragt ist heute ein Teamleader, der auch ein guter Beziehungsmanager ist. Und hier spielt doch eher die gegenseitige Anerkennung und die damit verbundene Rückmeldung eine wichtige Rolle. Gerade der jüngeren Generation Z ist Anerkennung sehr wichtig. Und deshalb kommt der Qualität eines guten konstruktiven Feedbacks eine besondere Schlüsselrolle zu.
Alarmsignale rechtzeitig erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten
Den vorherrschenden Fachkräftemangel wirkkräftig gegenzusteuern, heißt auch mit Blick auf eine gute Teamarbeitsatmosphäre: unterschwellige, versteckte Konfliktmuster im Team so schnell wie möglich anzusprechen und dann geeig-nete Gegenmaßnahmen einzuleiten. Anderenfalls werden kleinere Zickereien, Ignoranz und Stänkereien nach und nach um sich greifen und den Leistungs-stecker ziehen. Die Folgen sind nur allzu bekannt: psychosomatische Störungen, Leistungsabfall, hohe Krankenstände und Fluktuation.
Investieren Sie deshalb rechtzeitig in eine tragfähige Vertrauenskultur und fördern Sie bei allen Teamplayern deren Kompetenzaufbau. Zum Beispiel durch ein maßgeschneidertes Coaching Ihrer Teamleader oder des gesamten Teams.
Achim Neubarth
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